Polyethylen und die verwirrende Welt der „Bio“-Begriffe

Polyethylen (PE) ist einer der weltweit am häufigsten verwendeten Kunststoffe, typischerweise hergestellt aus fossilem Erdöl. Es wird für alles von Plastiktüten bis hin zu Verpackungen und Rohren genutzt. Im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins tauchen jedoch immer mehr Begriffe auf, die Verwirrung stiften, insbesondere in Verbindung mit Materialien wie PE: „bio“, „biobasiert“, „biologisch abbaubar“ und „kompostierbar“.

Die Begriffe im Überblick

1. „Biobasiert“

Der Begriff biobasiert (oder auch Bio-PE) bezieht sich auf den Ursprung des Materials. Biobasierte Kunststoffe werden (teilweise) aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, zum Beispiel aus Zuckerrohr (wie unsere biobasierten Minigrip® und microsnap® Druckverschlussbeutel), Maisstärke oder Cellulose.

  • Polyethylen und „biobasiert“: Es gibt Bio-PE, das chemisch identisch mit herkömmlichem, fossilbasiertem PE ist. Der Unterschied liegt in der Herkunft des Ausgangsstoffes (z.B. Ethanol aus Zuckerrohr statt aus Erdöl). Bio-PE ist dadurch nicht automatisch biologisch abbaubar, aber es trägt zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen bei. Es ist in der Regel recyclingfähig im bestehenden PE-Recyclingstrom.

2. „Biologisch abbaubar“

Biologisch abbaubar beschreibt die Eigenschaft eines Materials, unter bestimmten Bedingungen (durch Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien) in Wasser, Kohlendioxid, Methan und Biomasse zerlegt zu werden.

  • Wichtig: Der Abbauprozess kann je nach Umgebung (Boden, Wasser, Industrieanlage) sehr lange dauern und ist oft nur unter bestimmten, nicht in der freien Natur gegebenen, Bedingungen vollständig.
  • Polyethylen und „biologisch abbaubar“: Herkömmliches oder biobasiertes Polyethylen (Bio-PE) ist nicht biologisch abbaubar. Es reichert sich in der Umwelt an und trägt zur Mikroplastikproblematik bei.

3. „Kompostierbar“

Kompostierbar ist eine strengere Form der biologischen Abbaubarkeit. Ein Material gilt als kompostierbar, wenn es sich unter definierten Bedingungen und innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens (z.B. 90% Abbau in 12 Wochen) zersetzt und keine schädlichen Rückstände hinterlässt. Hier muss streng zwischen der industriellen und der Heimkompostierung unterschieden werden.

– Industriell kompostierbar

Dies bezieht sich auf die europäische Norm EN 13432 (erkennbar am Keimlingslogo oder dem OK Compost Industrial-Siegel). Diese Kompostierung erfolgt in Großanlagen bei konstant hohen Temperaturen (ca. 60 Grad Celsius).

  • Achtung: Trotz dieser Zertifizierung dürfen solche Produkte in Deutschland und vielen anderen Regionen nicht in die Biotonne, da sie die schnellen Kompostzyklen der Anlagen stören und als Störstoffe aussortiert werden.
– Heimkompostierbar

Hierbei handelt es sich um eine anspruchsvollere Zertifizierung (z.B. OK compost HOME des TÜV Austria), die einen vollständigen Abbau bei den niedrigeren und schwankenden Temperaturen eines Gartenkomposts bescheinigt. Die hierfür geltenden Normen (z.B. die französische Norm NF T 51-800 oder die europäische prEN 17427) setzen einen Abbau innerhalb eines längeren Zeitraums (bis zu 12 Monate) voraus.

  • Polyethylen und „kompostierbar“: Reines PE (auch Bio-PE) ist weder industriell noch heimkompostierbar. Lediglich bestimmte andere Biokunststoffe auf Basis von Stärke oder Cellulose können das Zertifikat heimkompostierbar tragen.

4. „Bio“

Der einfache Vorsatz „Bio“ ist bei Kunststoffen nicht klar definiert und sollte immer kritisch hinterfragt werden. Er kann sich auf die biobasierte Herkunft oder die biologische Abbaubarkeit beziehen und ist oft ein Marketingbegriff, der Verbraucher irreführen kann. Biokunststoffe sind allgemein Polymere, die entweder biobasiert oder biologisch abbaubar sind – oder beides.

Fazit

Viele Verbraucher werfen (zertifiziert) heimkompostierbare Produkte fälschlicherweise in die Biotonne, wo sie als Störstoffe aussortiert werden müssen. Die Komplexität der verschiedenen „Bio“-Labels führt zu fehlender Klarheit, was die korrekte Entsorgung erschwert. Ob diese Produkte auf dem heimischen Kompost entsorgen werden sollen, darf durchaus hinterfragt werden, denn wesentlich wertvolle Bodennährstoffe kann z.B. eine zersetzte Tüte nicht gerade anbieten.

Die wichtigsten Erkenntnisse zu Polyethylen und diesen Begriffen sind also:

  • Bio-PE ist biobasiert (aus nachwachsenden Rohstoffen) und hat dieselben Eigenschaften wie herkömmliches PE.
  • Weder herkömmliches PE noch Bio-PE sind biologisch abbaubar oder kompostierbar.
  • Die Begriffe „biobasiert“ und „biologisch abbaubar“ sind nicht austauschbar. Die Herkunft des Rohstoffs sagt nichts über die Zersetzbarkeit aus.
  • Die beste Entsorgungsoption für Bio-PE-Produkte ist in der Regel die gelbe Tonne/der gelbe Sack, da sie aufgrund ihrer chemischen Identität mit fossilbasiertem PE gut recycelt werden können.

Unsere Empfehlung

Hinterfragen Sie den Begriff „bio…“ auf Kunststoff-Verpackungen und Folien stets kritisch und entsorgen Sie bitte niemals Beutel oder Kunststoff-Produkte in der Natur, nur weil „irgendwas mit bio …“ drauf steht.

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